Findet Nemo!


Coral Bay und Exmouth, Australien - 21.04.-25.04.2015

Wir waren wieder unterwegs. Ein eigenartiges Gefühl. Die ersten Tage bestanden lediglich aus mehreren Stunden Fahrt. Wir wollten einfach weg. Weg von Perth. Weg vom Regen. Weg von dem eigenartigen Gefühl des Auf-Wiedersehen-Sagens. 

Also fuhren wir ganze zwei Tage durch, bis wir endlich in Coral Bay, einem kleinen Städtchen ganze 1200 km nördlich von Perth, ankamen. 1200 Kilometer! Das bedeutet, wir sind quasi einmal quer durch Deutschland und wieder zurück gefahren (Deutschlands breiteste Ausdehnung [Ost-West]: 632 km). Doch wenn man mal auf die australische Landkarte schaut, hatten wir uns kaum vorwärts bewegt. So langsam bekommen wir einen Eindruck von der Größe dieses Kontinents. 
Coral Bay selbst ist weniger beeindruckend. Hier leben nur eine handvoll Einwohner, es gibt einen Minisupermarkt und eine Bäkerei. Das wars. In 5 Minuten waren wir durch. Bekannt wurde dieses Örtchen allerdings aufgrund seiner angeblich wunderbaren Küste, die zahlreiche Schnorchelmöglichkeiten bietet. Entweder haben wir diese nicht gefunden und wir waren einfach von den hunderten von Touristen abgeschreckt. Jedenfalls gefiel es uns nicht besonders und so fuhren wir bereits am nächsten Tag weiter. 

Schnorchel wollten wir aber schon. Doch keine Sorge. Das Ningaloo Reef, an dessen Beginn sich Coral Bay befand, ist ein über 250 km langes Korallenriff. Da sollte sich also noch ein schönes Plätzchen finden lassen. Unsere Oase fanden wir dann tatsächlich auch am nächsten Tag. Schon die Anfahrt war der Wahnsinn. Uns liefen Kängurus über den Weg, Warane, Emus, Echidnas und Kakdus. 
Nahe des kleinen rustikaleren und ruhigeren Exmouth befindet sich der Cape-Range-Nationalpark. Aus unseren geplanten zwei Tagen Aufenthalt wurden mal eben vier :). Doch hier war es einfach wunderschön. Der Campingplatz konnte einfacher nicht sein. Es gab lediglich eine Toilette und sonst nichts. Dazu Strandzugang und eine milde Brise. Gerade einmal fünf bis sechs Autos hatten hier ihren Platz gefunden. Zwischen Bäumen und Dünen konnte man faul in der Sonne liegen oder eben das berühmte Ningaloo Riff erkunden. Dieses gehört zu den Schönsten Australiens und hat eine Besonderheit: Es liegt ungewöhnlich nah vor der Küste. An vielen Stränden ist es kaum 100 m vom Festland entfernt. 

Gesagt, getan. Badesachen an, Schnorchelmaske auf und rein ins Wasser. Wenn da nicht die liebe, alt bekannte Angst wäre. ICH HASSE WASSER! Alles daran. Im Normalfall traue ich mich so etwa brusthoch in einen Ozean und dann geht's nicht weiter. Den Kopf unter Wasser. Nee, nicht unbedingt. Ich muss ja den Horizont im Blick behalten für den Fall das dort ganz spontan eine Riesenwelle entsteht. Auch die Tiefe ist mir nicht unbedingt geheuer. Was wenn ganz plötzlich ein Hai auf mich zugeschossen kommt und mir meine Nase abbeißt? In Australien ja nicht sooo ungewöhnlich. Aber die Fische und die bunten Korallen mag ich ja schon sehen. Aber ahhh, ich hab Angst. Dilemma! Es hat jedenfalls einige Anläufe und eine gewisse Zeit gebraucht bis ich endlich die Schönheit genießen konnte. Doch dann war es der Wahnsinn. So etwas hatte ich tatsächlich noch nie in meinem Leben gesehen. Das Wasser war kristallklar und die Welt, die sich darunter zeigte, kunterbunt. Und ich meine wirklich absolut bunt. Zahlreiche tropische Fische in allen Formen und Farben und dazu unendlich viele verschiedene Korallenarten. In leuchtendem Gelb, Grün und Blau. Wir schwammen durch ganze Fischschwärme und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Und plötzlich war da ein Stachelrochen unter uns. Völlig friedlich lag er auf dem Boden und chillte. Unglaublich. 
Wir genossen die Zeit hier unendlich. Morgens gab es ausführliche Frühstücke und wir machten lange Spaziergänge am Strand und abends wurden wir von den Sonnenuntergängen und dem atemberaubenden Sternenhimmel verzaubert. 


Doch dann war es Zeit aufzubrechen. Wir waren hibbelig. Wir wollten weiter. 

Ach, eine Überraschung wird es für uns noch geben. Wir haben Unterwasserbilder gemacht. Mit einer uralten Aufziehkamera. Jetzt müssen wir nur noch jemanden finden, der diese Fotos entwickelt. Wir sind gespannt.


Time to say goodbye


Glen Forrest, Australien - 19.04.2015

Es war so weit. Wir mussten Bye Bye sagen. Zu Glen Forrest, unserem vorübergehenden Zuhause, zu unseren tollen Kollegen und vor allem unserem Lieblingsboss.
Der letzte Arbeitstag kam schneller als gedacht. Es war eigenartig. Wir waren zwiegespalten. Auf der einen Seite freuten wir uns unendlich auf alles, was vor uns lag. Wir wollten unbedingt wieder unterwegs sein, Abenteuer erleben, neue Dinge sehen. Doch auf der anderen Seite waren wir traurig. Es war schwer, zu gehen und das alles hinter sich zu lassen. Schließlich war es in dem vergangenen Jahr unser Zuhause geworden. Ein provisorisches zwar, aber ein liebgewonnenes. Hier hatten wir unseren Gerdi zusammengebastelt, waren Tag ein Tag aus gern zur Arbeit gegangen, hatten unsere Wochenenden gemütlich in der Sonne verbracht. Alle, vor allem unser Lieblings-Warren, hatten uns immer zur Seite gestanden, geholfen, wo geholfen werden konnte und uns mit Tipps und Ratschlägen versorgt.

Doch es war Zeit geworden. Nach einem Jahr unerlässlicher Arbeit und Sparen zeigte das Bankkonto unseren erhofften Betrag. Das bedeutete, wir konnten weiterreisen. Für mindestens ein weiteres Jahr. Das hoffen wir jedenfalls. Außerdem kam der Winter. Es wurde kalt und ungemütlich. Es war unumgänglich.
Der letzte Arbeitstag war schwer. Wir kamen uns fehl am Platz vor, versuchten alles in die letzten Gespräche zu packen. Zu allem Überfluss wurde zu unseren Ehren die Firma eine Stunde eher geschlossen, die beste Pizza der Stadt bestellt und ein letztes Beisammensein arrangiert. Was soll man dazu sagen? Die Äuglein blieben kaum trocken...

Der nächste Tag fing träge an. Doch wir hatten eine Menge vor. Gerdi musste startklar gemacht werden. Wir putzten und schrubbten, reparierten, hämmerten und schraubten. Nach einer letzten Nacht war es dann so weit. Am Sonntagmorgen ging es los. Wir waren wieder unterwegs. Die Weite Australiens lag vor uns.

Doch auch heute denken wir noch oft an Glen Forrest und unseren Lieblingsboss. Wir hoffen sehr, dass es kein Lebewohl, sondern ein Auf Wiedersehen war und wir uns irgendwann wieder über den Weg laufen. Denn wie sagt man so schön?: Mann sieht sich immer zweimal im Leben. Das hoffen wir diesmal sehr.

Auf Berg und zu Pferd



Denmark, Australien - 02.04.-06.04.2015

Der April war da. Bald schon stand uns der schwere Abschied von Specialty Feeds, unserem Übergangszuhause für eine so lange Zeit, an. Unglaublich. Die Zeit verging immer schneller. Durch die vielen Dinge, die noch zu organisieren gewesen waren, hatten wir es kaum gemerkt.


Doch daran wollten wir jetzt noch nicht denken. Zuerst stand wieder ein Geburtstag an - Nickis 28.
Der Plan stand bereits seit Wochen fest. Bevor wir Perth Richtung Norden verlassen wollten, sollte der Süden noch einmal besucht werden. Ziel war die Region um Albany, wo sich die sogenannten Southern Forests mit ihren dichten Wäldern und riesigen Bäumen erstreckten.
Am Tag vor meinem Geburtstag packten wir unsere Siebensachen zusammen und starteten in Richtung Stirling Range National Park. Aufgeregt wie ein kleines Mädchen saß im Auto und versuchte Einzelheiten über unser Wochenende aus meinem Lieblingsstefan herauszukitzeln. Doch viel war da nicht zu machen. Also schliefen wir schnell und schon war er da. Mein Geburtstag. Mit einem riesen Frühstück und tollen Geschenken wurde ich geweckt. Es war atemberaubend. Was wir am Abend zuvor nicht gesehen hatten, war die tolle Aussicht. Wir waren mitten in der Natur und dicht neben uns ragten die Bergketten hervor, die sich abrupt aus der flachen Ebene erhoben. Dazu dufteten der frische Kaffee und ein herrliches Omlett köstlich. Wir ließen uns alles schmecken und verbummelten ein wenig den Morgen. Doch dann kam das Beste: Das Geburtstaggeschenkesuchen. Ich liebe das! Immer wenn mein Geburtstag mit Ostern zusammen fällt, darf ich meine Geschenke suchen. Ich freute mich wie ein kleines Kind und hüpfte aufgeregt durch den Wald. Besonders toll: Ich bekam ein Rätsel geschenkt. Aus einem Buch musste ich Wörter heraussuchen und sie zu einem Satz zusammensetzen. Die Lösung: Ich bekam einen Reitausflug geschenkt!!! Jippieh. Hurra. Yeah. Schon seit langem sehnte ich mich danach, mal wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen und jetzt wurde es endlich wahr. Was für ein schöner Geburtstag.


Doch der Tag ging noch weiter. Wir packten zusammen und fuhren Richtung Bluff Knoll (ja, so heißt dieser Berg tatsächlich :) ), dem zweithöchsten Berg in Western Australia. Diesen wollten wir heute erklimmen. Was ich nicht wusste, Stefan schleppte in seinem Rucksack lauter Leckereien - Wein, Käse, Cracker, Weintrauben und Schocki - mit nach oben, so dass uns auf dem Gipfel ein leckeres Picknick erwartete. Es war traumhaft. Berge hatten wir schon lange nicht mehr gesehen, denn Westaustralien ist tatsächlich insgesamt ziemlich flach. Es war anstrengend, doch oben angekommen machte sich wieder dieses bekannte tolle Gefühl breit, wir hatten es geschafft. Und die Aussicht war einzigartig. Wir verbrachten eine ganze Weile hier oben und genossen die Zeit. 


Doch das Wochenende war noch nicht vorbei. Am Tag darauf stand unser Reitausflug an. Wir bogen in die lange Schotterpiste ins Happy Valley ein und waren sofort verzaubert. Es ist mal wieder einer dieser Anblicke, die man schwer beschreiben kann, doch sofort kam uns die Frage in den Sinn, ob hier vielleicht ein Grundstück mit einem kleinen Häuschen zum Verkauf stand. Was könnte es Schöneres geben als hier zu leben? Nun ja, vielleicht hätten wir ein paar Schwieirgkeiten mit den hohen Grundstückspreisen oder auch den fehlenden Jobmöglichkeiten. Aber was solls... :)
Dann ging alles ganz schnell. Plötzlich saßen wir auf dem Rücken zwei zuckersüßer, aber auch ein wenig fauler Pferde und ritten durch diese atemberaubende Landschaft. Hier gab es nichts. Nur weite Felder, Bäume und Wiesen. Ein Highlight war unser "Guide" - ein waschechter Australier, der sich eine Zigarette nach der anderen ansteckte und ständig in einer unverständlichen Sprache mit seinem Pferd zeterte. War das Englisch? Ich bezweifle das ernsthaft. Der Ausflug war einzigartig, hat allerdings meine Sehnsucht nach dem Reiten nur noch mehr angefacht.
Anschließend fuhren wir in das wunderschöne, naheliegende Städtchen Denmark und bummelten über den jährlichen Ostermarkt mit allerlei Klimbim, Leckereien und Livemusik. Wir rockten zu Kalidad, lümmelten uns in der späten Nachmittagssonne und ließen uns die ein oder andere Köstlichkeit schmecken. Hach, das Leben kann schön sein. 




Auf dem Rückweg nach Glen Forrest konnten wir uns natürlich auch die Hauptatraktion in Pemberton nicht entgehen lassen. Dafür nahmen wir extra einen riesen Umweg in Kauf: den Gloucester Tree, einen riesigen Baum mit einem Fire Lookout in schwindeleregenden 61m Höhe. Wir hatten gehört, dass eine Treppe rings um den Baum führte und man ein wenig klettern müsse. Doch in Wirklichkeit sind lediglich Eisenstäbe in den Stamm des Baumes verankert, die auch noch extrem weit auseinander gezogen waren. Also nichts für schwache Nerven. Doch oben angekommen erwartete uns ein atemberaubender Blick über das grüne Dach des umgebenden Gloucester National Park. 

Nach diesem tollen Geburtstagwochenende waren wir ein wenig geschafft und kehrten müde und auch ein wenig traurig nach Glen Forrest zurück. Nur noch zwei Wochen. Dann wollten wir endlich, nach einem ganzen Jahr Leben und Arbeiten in Perth, aufbrechen, um den Rest Australiens zu erkunden. Ein wenig Wehmut kam bereits auf...  



Bye Bye Perth, Hello Rest of Australia

Perth, Australia - 19.04.2015 - Nach einem wunderbaren Jahr ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Das fiel uns nicht besonders einfach, doch wir hoffen auf ein Wiedersehen mit unseren tollen Kollegen und Boss. Aber jetzt sind wir erst einmal voller Vorfreude und sind gespannt auf das, was alles vor uns liegt.