Das Grauen hat einen Namen: Zweitagestour ins Mekong-Delta

Mekong Delta (Chau Doc, Rach Gia) – 09.11.-11.11.13
 
  
Wie bereits im letzten Eintrag angedeutet, stand uns die schlimmste Tour ever and ever bevor. Gebucht war eine Zweitagestour ins Mekongdelta, eines der größten Deltas der Welt, geformt vom zehntgrößten Fluss unserer Erde. Highlight der Tour sollte der Besuch eines schwimmenden Marktes per Boot sein. Klang also alles nicht schlecht. Was wir allerdings in den nächsten Tagen erlebten, war das pure Grauen. Horror!
 
Der erste Tag war der schlimmste. Er begann früh um 7:00 Uhr. Völlig verschlafen mussten wir mit unseren Backpacks durch die Stadt laufen, um den Rest der Gruppe abzuholen. Danach wurden wir in einen klapprigen Bus verfrachtet und keiner sprach ein Wort. Von da an gings von Verkaufsstation zu Verkaufsstation. Wir fühlten uns wie auf einer Kaffeefahrt. Folgendes grandioses Programm wurde uns angeboten:
Erster Stopp war eine riesen Verkaufshalle mit jeder Menge Schund und Kitsch. Wir wurden einfach für eine Stunde hier abgeladen und mussten warten. Super!
Zweiter Stopp: „Frische exotische Früchte genießen“. Uns wurden ein paar lapprige Ananas und Melonenstücke hingeklatscht und wir wurden mit traditioneller Musik beschallt. Anschließend wurden wir genötigt auch noch Trinkgeld zu geben. Einmalig!
Dritter Stopp: Mein Highlight – eine super idyllische Bootsfahrt auf einem kleinen Flüsschen durch die Mangroven. Die Hände musste man strikt im Boot lassen, denn aufgrund der Horde von Booten war die Gefahr ziemlich groß, sich einzuklemmen. Wir waren so viele, dass man kaum das Wasser sah. Großartig!
Vierter Stopp: Ebenfalls ein Erlebnis – „Hosca-Riding“, was sich als Horse-Car-Riding herausstellte. Bedeutet, wir fuhren ganze fünf Minuten mit einer Pferdekutsche eine Asphaltstraße auf und ab. Das arme Pferdchen sah übrigens total klapprig aus und hatte augenscheinlich genauso viel Spass wie wir. Fantastisch!
Fünfter Stopp: Doppeltes Vergnügen – Honigfarm und Schlangenbespaßung. Die Imkerei bestand aus einem Minikasten mit drei Bienen. Natürlich durften wir dort allerlei Honig, Cremes und sonstigen Schrumms kaufen. Dazu wurde Schlumpf eine riesige Boa um den Hals geschnürt und mit dem Kopf vor seinem Gesicht herumgefuchtelt. Was für ein Spaß!
Sechster Stopp: Krokodilfarm – hier durfte man Fleisch kaufen und mit den Krokodilen spielen. Man hielt ihnen das Fressen vor die Nase und wenn sie zuschnappen wollten, zog man es weg. Einzigartig! Nicht zu vergessen – unser grandioser Lunch: Reis mit ekelhaftem Fleisch. Selten hatten wir auf einer Tour so schlechtes Essen. Selbst mitten im Dschungel war es besser. Der Hammer!
Danach wars für diesen Tag zum Glück vorbei. Das Hostel war ganz okay und am Abend seilten wir uns etwas ab. Auf dem Nightmarket schlugen wir uns die Bäuche voll und genehmigten uns noch einen Drink.
 
Am nächsten Morgen wunderten wir uns über Neuankömmlinge in unserer Gruppe. Nach kurzem Plausch erfuhren wir Folgendes: Die Mädels hatten sich doch tatsächlich gewagt eine Frage zu stellen und als diese nicht beantwortet wurde, hakten sie noch einmal nach. Frechheit! Was sich manche aber auch rausnehmen. Danach war ihr Guide so angepisst, dass er sie aus seiner Gruppe schmiss. Das ist der Knüller! Sowas hatten wir noch nie gehört oder erlebt.
Ansonsten ließen wir das Programm nur noch an uns vorbeiplätschern. Zuerst gings mit einem riesigen lauten Touristenboot, eines von hunderten, zu dem schwimmenden Markt. Dutzende Besucher schipperten den Fluss hoch und runter und wir fühlten uns wie im Zoo. Der anschließende Besuch einer Reisnudelfabrik, wo wir natürlich Reisnudeln kaufen durften, war zu unser aller Erstaunen wirklich interessant. Schließlich gings noch zu einer Fruitplantage, selbstverständlich mit Verkaufsständen, und dann hatten wir das Schlimmste geschafft.
Man bot uns noch ein völlig überteuertes Mittagessen an, was wir dankend ablehnten und ab dann waren wir auf uns gestellt. Wir nahmen den Bus nach Rach Gia und bezogen das mit der Tour gebuchte Hostel. Dieses sollte sich laut der netten Dame im Reisebüro nur fünf Minuten vom Bootsanleger entfert befinden. In Realität war er über eine Stunde weit weg. Freundlicherweise bot man uns an der Rezeption ein Taxi für ganze 15€ an. Ein Vermögen für vietnamesische Verhältnisse. Nicht mit mir! Wütend von den vergangenen Tagen rief ich die Dame an und schmückte meinen Wunsch nach einem etwas günstigerem Taxi mit netten Worten. Wir einigten uns schießlich darauf, dass das Taxi 2€ kosten sollte. Ziemlich angefressen gingen wir zu Bett und freuten uns darauf am nächsten Morgen den Mist endlich hinter uns lassen zu können.
Doch dann kam der Höhepunkt: Mit einem Lächeln verkündete man uns, dass der Preis wieder gestiegen sei. Da konnte ich nicht mehr an mich halten und explodierte. Ich schlug mit meiner Hand auf den Tresen und alles wackelte. Ich war auf hundertachtzig. Ich schrie den Mann an und alle waren super erschrocken. Sofort waren wir wieder beim alten Preis. Einfach nur frech. Wir wollten nur noch weg. Jetzt hatten wir uns wahrscheinlich Strand und Meer verdient.

Aber! Eines muss man dem ganzen Erlebnis zum Schluss noch zu Gute halten: Wir hatten den Spaß unseres Lebens und schon lange haben wir nicht mehr so viel gelacht. Zum Glück hatten wir im Laufe unserer Reise gelernt, meistens jedenfalls :-), vieles mit Gelassenheit und Humor zu nehmen und so taten uns am Ende der Tour vom Lachen die Muskeln im Gesicht und Bauch schrecklich weh. Noch Tage später konnten wir uns köstlich darüber amüsieren.

 

1 Kommentar:

  1. Naja, so kleine Gauner gibt es eben überall auf der Welt, habt euch doch tapfer geschlagen und wenigstens drüber lachen können....

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