Auf Berg und zu Pferd



Denmark, Australien - 02.04.-06.04.2015

Der April war da. Bald schon stand uns der schwere Abschied von Specialty Feeds, unserem Übergangszuhause für eine so lange Zeit, an. Unglaublich. Die Zeit verging immer schneller. Durch die vielen Dinge, die noch zu organisieren gewesen waren, hatten wir es kaum gemerkt.


Doch daran wollten wir jetzt noch nicht denken. Zuerst stand wieder ein Geburtstag an - Nickis 28.
Der Plan stand bereits seit Wochen fest. Bevor wir Perth Richtung Norden verlassen wollten, sollte der Süden noch einmal besucht werden. Ziel war die Region um Albany, wo sich die sogenannten Southern Forests mit ihren dichten Wäldern und riesigen Bäumen erstreckten.
Am Tag vor meinem Geburtstag packten wir unsere Siebensachen zusammen und starteten in Richtung Stirling Range National Park. Aufgeregt wie ein kleines Mädchen saß im Auto und versuchte Einzelheiten über unser Wochenende aus meinem Lieblingsstefan herauszukitzeln. Doch viel war da nicht zu machen. Also schliefen wir schnell und schon war er da. Mein Geburtstag. Mit einem riesen Frühstück und tollen Geschenken wurde ich geweckt. Es war atemberaubend. Was wir am Abend zuvor nicht gesehen hatten, war die tolle Aussicht. Wir waren mitten in der Natur und dicht neben uns ragten die Bergketten hervor, die sich abrupt aus der flachen Ebene erhoben. Dazu dufteten der frische Kaffee und ein herrliches Omlett köstlich. Wir ließen uns alles schmecken und verbummelten ein wenig den Morgen. Doch dann kam das Beste: Das Geburtstaggeschenkesuchen. Ich liebe das! Immer wenn mein Geburtstag mit Ostern zusammen fällt, darf ich meine Geschenke suchen. Ich freute mich wie ein kleines Kind und hüpfte aufgeregt durch den Wald. Besonders toll: Ich bekam ein Rätsel geschenkt. Aus einem Buch musste ich Wörter heraussuchen und sie zu einem Satz zusammensetzen. Die Lösung: Ich bekam einen Reitausflug geschenkt!!! Jippieh. Hurra. Yeah. Schon seit langem sehnte ich mich danach, mal wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen und jetzt wurde es endlich wahr. Was für ein schöner Geburtstag.


Doch der Tag ging noch weiter. Wir packten zusammen und fuhren Richtung Bluff Knoll (ja, so heißt dieser Berg tatsächlich :) ), dem zweithöchsten Berg in Western Australia. Diesen wollten wir heute erklimmen. Was ich nicht wusste, Stefan schleppte in seinem Rucksack lauter Leckereien - Wein, Käse, Cracker, Weintrauben und Schocki - mit nach oben, so dass uns auf dem Gipfel ein leckeres Picknick erwartete. Es war traumhaft. Berge hatten wir schon lange nicht mehr gesehen, denn Westaustralien ist tatsächlich insgesamt ziemlich flach. Es war anstrengend, doch oben angekommen machte sich wieder dieses bekannte tolle Gefühl breit, wir hatten es geschafft. Und die Aussicht war einzigartig. Wir verbrachten eine ganze Weile hier oben und genossen die Zeit. 


Doch das Wochenende war noch nicht vorbei. Am Tag darauf stand unser Reitausflug an. Wir bogen in die lange Schotterpiste ins Happy Valley ein und waren sofort verzaubert. Es ist mal wieder einer dieser Anblicke, die man schwer beschreiben kann, doch sofort kam uns die Frage in den Sinn, ob hier vielleicht ein Grundstück mit einem kleinen Häuschen zum Verkauf stand. Was könnte es Schöneres geben als hier zu leben? Nun ja, vielleicht hätten wir ein paar Schwieirgkeiten mit den hohen Grundstückspreisen oder auch den fehlenden Jobmöglichkeiten. Aber was solls... :)
Dann ging alles ganz schnell. Plötzlich saßen wir auf dem Rücken zwei zuckersüßer, aber auch ein wenig fauler Pferde und ritten durch diese atemberaubende Landschaft. Hier gab es nichts. Nur weite Felder, Bäume und Wiesen. Ein Highlight war unser "Guide" - ein waschechter Australier, der sich eine Zigarette nach der anderen ansteckte und ständig in einer unverständlichen Sprache mit seinem Pferd zeterte. War das Englisch? Ich bezweifle das ernsthaft. Der Ausflug war einzigartig, hat allerdings meine Sehnsucht nach dem Reiten nur noch mehr angefacht.
Anschließend fuhren wir in das wunderschöne, naheliegende Städtchen Denmark und bummelten über den jährlichen Ostermarkt mit allerlei Klimbim, Leckereien und Livemusik. Wir rockten zu Kalidad, lümmelten uns in der späten Nachmittagssonne und ließen uns die ein oder andere Köstlichkeit schmecken. Hach, das Leben kann schön sein. 




Auf dem Rückweg nach Glen Forrest konnten wir uns natürlich auch die Hauptatraktion in Pemberton nicht entgehen lassen. Dafür nahmen wir extra einen riesen Umweg in Kauf: den Gloucester Tree, einen riesigen Baum mit einem Fire Lookout in schwindeleregenden 61m Höhe. Wir hatten gehört, dass eine Treppe rings um den Baum führte und man ein wenig klettern müsse. Doch in Wirklichkeit sind lediglich Eisenstäbe in den Stamm des Baumes verankert, die auch noch extrem weit auseinander gezogen waren. Also nichts für schwache Nerven. Doch oben angekommen erwartete uns ein atemberaubender Blick über das grüne Dach des umgebenden Gloucester National Park. 

Nach diesem tollen Geburtstagwochenende waren wir ein wenig geschafft und kehrten müde und auch ein wenig traurig nach Glen Forrest zurück. Nur noch zwei Wochen. Dann wollten wir endlich, nach einem ganzen Jahr Leben und Arbeiten in Perth, aufbrechen, um den Rest Australiens zu erkunden. Ein wenig Wehmut kam bereits auf...  



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